Im Namen der Grapefruit

Gast des Abends: die Grapefruit

Es soll ja Menschen geben, die Grapefruit schon morgens auf nüchternen Magen zum Frühstück essen können. Ich gehöre nicht dazu, schon bei dem Gedanken daran, zieht sich bei mir alles zusammen. An der Grapefruit scheiden sich die Geister und genau das reizt mich daran. Wie kann man diese widerspenstig Frucht einsetzen? Mandarinen kann man im Vorbeigehen essen, Orangen lassen sich (meistens) gut schälen und als Schnittchen verdrücken. Über den Orangen-Klassiker zum Frühstück brauchen wir ja nicht zu reden.

Die Grapefruit hingegen sperrt sich ein bisschen gegen den Genuss, aber es lohnt sich dem Früchtchen auf den Leib zu rücken und seine Qualitäten heraus zu kitzeln. Eigentlich wollte ich ja nach dreitägigem Rezeptstudium Jakobsmuscheln mit Limonendressing ausprobieren, aber „eigentlich“ sagt schon wieder alles.

Das Wörtchen „eigentlich“ sollte jedesmal bei der Benutzung eine laute Alarmglocke im Kopf schrillen lassen. Es wirft immer alles über den Haufen, was man sich vorgenommen hat. Es negiert, was man gerade gesagt hat und zeigt, dass wir oft etwas ganz anderes tun, als was wir „eigentlich“ vor hatten. Aber es soll ja hier „eigentlich“ kein Selbstfindungs-Workshop veranstaltet, sondern experimentell gekocht werden.

Also, aus dem Vorhaben Jakobsmuscheln mit Limonendressing auf den Tisch zu bringen, wurde dann der Abend der Grapefruit mit orientalischem Einfluss und es das Resultat schmeckte umwerfend. Jakobsmuscheln waren nicht verfügbar in unserem Fischladen im Dorf (über den berichte ich Euch noch, eine Pilgerstätte!), aber dafür frische Scampis, bei denen ich trotz des Preises nicht nein sagen konnte.

Die Scampis auf dem Grapefruit-Lycheesalat schmecken schon sehr gut, aber wenn man dann die Scampis noch durch die Soße zieht, bevor sie den Weg in den Mund antreten, dann kommt die Grapefruit zu ihrem ersten großen Auftritt an dem Abend.

Der zweite Gang sollte das eigentliche Experiment des Abends werden, Lychees, Scampi und Grapefruit könnte man noch beim Thailänder erwarten, aber Hackfleischbällchen mit asiatischem Touch und Zutaten, wie Ingwer, Kapern, Kokosmilch, Meerrettich und natürlich die Grapefruit, passen in keine klassische Küchenschublade. Auch bei ihrem zweiten Auftritt ließ sie uns nicht hängen, die Grapefruit. Zusammen mit der Kokosmilch und den Gewürzen wird die Soße herrlich exotisch. Die Säure wird von der milden Kokosmilch ausbalanciert, die Gewürze und der Cayennpfeffer machen Soße zu einem neuen Geschmackserlebnis, das ich bisher nicht kannte.

Dazu gab es die Polentafladen mit Oliven. Es ist nichts übrig geblieben von der Symphonie mit Grapefruit.

Probiert es aus und wenn Ihr es probiert habt, schickt mir bitte einen kurzen Kommentar, ich freu mich auf Eure Anregungen.

Scampi auf Grapefruit-Lycheesalat

(alle Angaben für 4 Personen)

12 -16 Scampis, roh und ungeschält,
2 Grapefruits,
ca. 12 Lychees,
1 Knoblauchzehe,
2 El Olivenöl,
ca. 50 gr. Butter,
1 Bund Koriander, bzw. glatte Petersilie,
1 Schnittlauch für die Dekoration,
1 kleine Chili,
Salz und Pfeffer und eine Prise braunen Zucker

Eine Grapefruit so schälen, dass die weiße Schale mit entfernt wird und in Scheiben schneiden. Die andere Grapefruit auspressen. Den Knoblauch fein hacken und in der Pfanne mit Öl und den Scampis anbraten, ca. 1-2 Minuten pro Seite, salzen und pfeffern, aus der Pfanne nehmen und warm halten. Grapefruitsaft in die Pfanne geben und etwas einkochen, die Butter hinzufügen, salzen und pfeffern und eine Prise braunen Zucker dazu geben.

Die Scampis mit den Grapefruitscheiben auf dem Teller anrichten, die Lychees schälen, dazu legen. Mit der Soße und den gezupften Korianderblättern garnieren. Zum Schluss den Schnittlauch als Deko darüber legen.

Dazu schmecken Polenta- oder Weizen Tortillas (Baguette geht natürlich auch).

Und jetzt wird es experimentell, das folgende Rezept passt in keine Schublade und ist in einer kreativen Kochattacke entstanden.

Hackfleischbällchen mit einer asiatischen Note und Polentafladen

Den Ofen auf 180°C vorheizen

600 gr. Hackfleisch gemischt,
1 rote Zwiebel,
1 Bund Lauchzwiebeln,
30 gr. Ingwer,
2 Grapefruits,
geröstete Mandelblättchen,
2 El Kapern,
1 Ei,
Semmelbrösel,
1 El Schwarzkümmelsamen,
1 Tl Kreuzkümmel,
1 Tl Cayennepfeffer,
100 gr. Kokosmilch,
3 El Fischsoße
frischer Meerrettich gerieben, ca. 2 El,
eine kleine grüne Chili,
etwas Kresse,
ein Prise braunen Zucker
Salz, Pfeffer und ca. 2 El Olivenöl

Für die Soße den Ingwer schälen und klein hacken, die zwei Grapefruits auspressen, Lauchzwiebel fein würfeln, Chili hacken, alles mit ein wenig braunem Zucker und Fischsoße verrühren und zur Seite stellen.

Das Hackfleisch mit den gehackten Zwiebeln, den Kapern, dem Ei, dem Cayennepfeffer, den Semmelbröseln, Kreuzkümmel und Salz und Pfeffer mischen, gut durchkneten und kleine Bällchen formen. Diese in der Pfanne mit etwas Olivenöl scharf anbraten, aus der Pfanne nehmen und dann in einem Bräter im Ofen bei 180 °C ca. 10 – 15 Minuten fertig garen.

In die gleiche Pfanne die Soßenzutaten zugeben, aufkochen, Kokosmilch und Schwarzkümmelsamen hinzugeben, salzen und pfeffern und dann etwas einkochen. Fleischbällchen auf dem Teller anrichten, die Soße dazu geben und mit Kresse garnieren.

Polentafladen oder Polentatortillas

500 gr. Mehl,
100 gr. Polenta,
1 Würfel frische Hefe.
100 gr. schwarze Oliven ohne Stein,
100 ml. Olivenöl,
1 TL Salz.
1 TL brauner Zucker

Mehl und Polenta in eine Schüssel geben, die Hefe hineinbröckeln und den Zucker darüber streuen und mit 330 ml warmen Wasser mischen, verrühren und zu einem glatten Teig kneten.
Den Teig mit Olivenöl bestreichen, damit er nicht austrocknet und abgedeckt an einem warmen Ort ca. 20 Minuten aufgehen lassen.
Die Oliven hacken, mit etwas Öl und Salz zum Teig geben und alles noch einmal kneten.
Den Teig in 10 Portionen aufteilen und zu runden Fladen formen. Die Fladen ca. 10 Minuten ruhen lassen und dann bei 250° ca. 20 Min um Ofen backen.

Guten Appetit und genießt den Abend mit Euren Liebsten!

[maxbutton id=“10″]