Hongkong – Auf der Suche nach Stoffen

Hongkong - Modedesignerin auf der Suche nach Stoffen
Hongkong - Modedesignerin auf der Suche nach Stoffen

Hongkong – Auf der Suche nach Stoffen.

Wer schon einmal auf Hongkong angeflogen ist und die Aussicht von einem Fensterplatz im Flugzeug auf diese herrliche Stadt genießen konnte, der weiß, Hongkong fasziniert vom ersten Moment an. Wer denkt schon an Stoffe, wenn er von Hongkong hört. Für Modedesigner ist Hongkong ein Paradies. Modedesigner denken an die Gassen von Sham Shui Po, wo Hunderte kleiner Läden alle Arten von Stoffen anbieten, wo sicher fast eine Million verschiedener Textilien angeboten werden. Nicht die Star Ferry, nicht der Peak in Hongkong waren das Ziel meiner Reise, ich wollte dieses Paradies für Modedesigner erkunden, dachte aber nicht, dass es so anstrengend werden sollte.

Hongkong - Modedesignerin auf der Suche nach

Die U-bahn spuckt mich mitten in Sham Shui Po aus, einem kleinen Viertel im Norden von Kowloon. Ganz aufgeregt erwarte ich sofort die vielen kleinen Stoffgeschäfte zu sehen, von denen ich schon so lange geträumt hatte. Statt dessen schlägt mir bei 35°C und feuchter Luft wie im Regenwald, ein etwas sonderbarer Geruch entgegen. Ein Metzger auf der anderen Straßenseite zerteilt gerade hingebungsvoll eine Schweinehälfte und die Kundschaft wartet geduldig auf die besten Teile. Anscheinend bin ich noch nicht richtig, aber einige Straßen weiter ändert sich Perspektive schlagartig, Laden an Laden nur Stoffe, nichts als Stoffe. Ich bin angekommen in meinem Paradies!

Hongkong Strassen von Sham Shui PO

Stellt Euch einen kleinen Tante Emma Laden vor, vollgestopft mit Stellwänden und an jeder dieser Wände hängen Hunderte von Stoffkarten, beschriftet auf Chinesisch. Völlig euphorisch fange ich an zu stöbern. Im Hinterzimmer sitzen jeweils mehrere Chinesinnen und Chinesen vor ihren Computern und heben nicht einmal den Kopf, als ich den Laden betrete.

Im ersten Laden bleibe ich vor lauter Begeisterung gleich 10 Minuten und stecke ganz unauffällig 25 Stoffkarten in meine Tasche, die Chinesen heben nicht einmal den Kopf als ich gehe. Im nächsten Laden das gleiche, die Tasche beult sich schon aus. Jedes Mal wenn ich wieder auf die Straße trete empfangen mich feuchte 35 °C, die südchinesische Sauna läuft auf vollen Touren. Also schnell wieder rein in den nächsten Laden und damit in den Wirkungsbereich der Aircondition. Obwohl die Hitze den Chinesen nichts auszumachen scheint, genießen sie die Kühle in ihren Läden.

Modedesignerin auf der Suche nach Stoffen in Hongkong

Nach den ersten vier Shops ist die erste Stunde rum und der Taschenriemen schneidet in die Schulter. Ich rechne kurz hoch und komme auf 2 Wochen in Sham Shui Po, wenn ich in diesem Tempo weitermache. Die Stoffproben müsste ich dann mit dem Lastwagen ins Hotel fahren lassen und noch zwei Koffer kaufen für den Flug zurück. Messen in Europa haben ihre Berechtigung.

Stoffkarten Hongkong

Inzwischen hängen in die Pausenschilder vor den Läden, von 1230 Uhr bis 1330 Uhr geht nichts im Stoffviertel von Hongkong. Ich beschließe in einer chinesischen Suppenküche ebenfalls eine taktische Pause einzulegen, um mir klar zu werden, mit welcher Strategie ich mich die nächsten Stunden durch den Stoffdschungel kämpfen könnte.

Und tatsächlich mit ein bisschen Übung gelingt es mir schon bald auf den ersten Blick zu erkennen, ob sich der Besuch in einem Shop lohnt oder nicht. Es gibt so unendlich große Unterschiede sowohl bei der Qualität der Stoffe, als auch bei den Inhabern. Zwei Tage reichen natürlich bei Weitem nicht aus, aber alleine die Suche, das Erkunden ist so spannend, dass ich atemlos vor Begeisterung am nächsten Tag schon morgens mit dem zweiten Streifzug starte. Es gibt auch noch die Läden mit Schließen, die Shops mit Reißverschlüssen, mit Perlen und Zubehör und und und…  Meine Ausbeute reicht um zuhause die ersten Entwürfe für die neue Kollektion in Angriff zu nehmen.

Modedesignerin Christina in Hongkong Modedesignerin Christina in Hongkong

Auf der Rückfahrt zum Hotel nehme ich statt der U-bahn  die Star Ferry und im Sonnenuntergang, mit meinen Schätzen in der Tasche und dem Blick auf die atemberaubende Skyline von Hongkong, weiß ich, dass ich wiederkommen muss – auch wegen der Bars und Clubs in Lang Kwai Fong.

Hongkong at night